“Travel far enough, you meet yourself.”
David Mitchell
Ende 2023 ergab sich für mich die Chance, eine längere Auszeit zu nehmen. Das Ziel – Afrika. Mit meinem Mann erkundete ich 2017 Südafrika und fuhr 2019 mit dem Velo und Zelt durch Tansania. Nun wollten wir erfahren, was zwischen den beiden Ländern liegt. Auf einer mit Intrepid organisierten Reise wagten wir uns auf das Abendteuer während drei Monaten durch zehn verschiedene Länder zu reisen. Tansania, Malawi, Sambia, Zimbabwe, Botswana, Namibia, Südafrika, Kenia, Uganda und Ruanda. Mit einem grossen Truck, einer kleinen Reisegruppe, einem unglaublich motivierten Tourguide und seinem Assistenten, einem Koch und einem Truckfahrer machten wir uns auf ins Abendteuer. Die Reise war darauf ausgelegt, so natur- und menschennah wie möglich zu sein. Wir zelteten die meiste Zeit, reisten sehr bescheiden und kamen täglich zu Gesprächen mit der lokalen Bevölkerung. Sehen – Lernen – Verstehen.
Für mich war es auch eine Reise zu mir selbst, eine Reise zur Dankbarkeit und Wertschätzung ans eigne Leben, an meine Möglichkeiten. In den Begegnungen und Gesprächen wurde mir vieles bewusst und dies möchte ich in dieser Ausstellung zum Thema machen.
Die Portraits in Schwarz Weiss zeigen Menschen, denen ich auf der Reise begegnen und etwas von ihrem Leben erfahren und verstehen durfte. Dies setze ich mit Popart Bildern mit der Dankbarkeit für die Dinge in meinem eigenen Leben in Verbindung.
Für was bist du in deinem Leben dankbar..?
Mein Name ist Martina Carroll und bin 1981 geboren und in Buchrain, Luzern aufgewachsen. Ich absolvierte eine Ausbildung zur Pflegefachfrau und später ein Studium als Sozialarbeiterin. Vor der Reise durch Afrika arbeitete ich neun Jahre bei der Krebsliga Zentralschweiz in der psychosozialen Beratung und schloss parallel dazu 2023 die Ausbildung zur Fotografin ab. Mein Fokus liegt auf der Auseinandersetzung mit dem Kontext Leben und des Mensch Seins. Die Streetphotography und Reisefotografie setze ich sehr gerne als beobachtendes Element von Lebenssituationen ein. Beruflich fühle ich mich im Feld der Peoplephotography heimisch und arbeite seit meiner Rückkehr aus Afrika Teilzeit als Suchttherapeutin.
Uganda
Uganda
Erstes Bildpaar – Medizinische Versorgung
Das kleine Mädchen in Uganda erhält medizinische Versorgung für ihre Malaria Infektion. Eine sehr häufige Infektionskrankheit in diesem Land. Der Arzt erklärt, dass sie täglich 200 Personen mit Malaria, Aids oder Wundinfektionen in dieser kleinen Tagesklinik, die extrem sporadisch eingerichtet ist, behandeln können. Auch Geburten würden sie durchführen. Wenn die Patientinnen und Patienten die Behandlung nicht bezahlen können, würden sie gratis behandelt. Mich beeindruckt das Engagement und der Wille, mit den vorhandenen Ressourcen die bestmögliche Behandlung zu bieten.
Als gelernte Pflegefachfrau und Sozialarbeiterin lerne ich unser Gesundheitssystem und die medizinische Versorgung auf einer neuen Ebene zu schätzen. Bereits den Zugang zu den medizinischen Möglichkeiten zu haben, ist für ein Grossteil der Weltbevölkerung keine Selbstverständlichkeit.
Malawi
Nambia
Zweites Bildpaar – Wasser und Hygiene
In einem Dorf in Malawi kamen wir mit den Dorfbewohnern ins Gespräch. Dabei versteckte sich ein Junge in einem Gebüsch und lauschte unseren Gesprächen. Dies erinnerte mich daran, dass wir auf unserer Reise durch dieses heisse Land mit hoher Luftfeuchtigkeit und staubigen Strassen uns oft nach eine warmen Dusche sehnten. Auch das "Bushy Bushy" – die Natur ist unser WC, erinnerte mich an dieses Bild.
Zu Hause bin ich dankbar die Verfügbarkeit von Wasser, in einer Qualität, die man sogar trinken kann. Wasser ist fast überall und zu jeder Tageszeit verfügbar. Trinkwasser, eine Dusche und ein WC mit Privatsphäre ist für mich zu Hause eine Selbstverständlichkeit, für einen Grossteil der Weltbevölkerung aber nicht.
Zanzibar
Namibia
Drittes Bildpaar – Kommunikation
In Sansibar sass ein junger Mann ganz gedankenversunken in einer kleinen Gasse und tippte auf seinem Handy herum. Ich ging meines Weges und dachte mir, wie wertvoll es ist, mit anderen Menschen in Kontakt zu stehen. Zu kommunizieren und sich mitteilen zu können. Einen Teil eines grossen Ganzen zu sein.
Ich bin dankbar für meine Sozialkontakte, um die Menschen in meinem Leben, Familie und Freunde. Egal wo auf dieser Welt, ich habe die Möglichkeit, mit ihnen in Verbindung zu stehen.
Nambia
Bulawayo, Zimbabwe
Viertes Bildpaar – Mobilität
Die Strassen können abenteuerlich sein. Sie sind vorhanden, die Frage ist nur, in welchem Zustand und wer kann sie alles benutzen. In vielen Ländern wie Malawi, Sambia oder in abgelegenen Gebieten in Namibia ist das hauptsächliche Fortbewegungsmittel die eigenen Füsse.
Ich bin dankbar dafür für das eigene physische Vorankommen und die Möglichkeit reisen zu können. Mir ist bewusst geworden, was für ein Privileg wir haben, mit unserem Pass in die meisten Ländern auf dieser Welt reisen zu können. Und mit unserer Arbeit genug zu verdienen, um sich Reisen überhaupt leisten zu können. Dies warf für mich auch moralische Fragen für mein Leben auf speziell in Ländern, in denen die Menschen das täglich verdiente Geld eins zu eins für`s Überleben einsetzen müssen.
Fünftes Bildpaar – Genuss
Der Mann in Südafrika genoss seine Pause. Mit Kaffee und Zigarette setzte er sich auf eine Mauer und war ein seinem Moment.
Ich bin dankbar für die Mittel, die mir Entspannung und Zufriedenheit geben. Ein Moment der Ruhe und Achtsamkeit.
Malawi
Bo Kaap, Cape Town, South Africa
Sechstes Bildpaar – Wohnen
In Malawi sass ein Mann vor seinem Haus und schaute uns zu, wie wir die Obstbäume und die Wasserpumpe im Dorf bestaunten. Er hatte ein Haus, Schutz und seinen eignen Raum.
Ich bin dankbar für mein Zuhause und was dies für mich bedeutet. Den Raum und die Privatsphäre, die wir haben. Ein Rückzugsort, den wir nach unserem Geschmack gestalten können. Das ist für viele Menschen auf dieser Welt ein Luxus.
Es gibt noch so viele andere Dinge, für die ich in meinem Leben dankbar bin und es auf dieser Reise wieder neu schätzen gelernt habe. Es war eine unglaublich spannende Zeit und ich bin dankbar, für diese Chance.
Für was bist du dankbar in deinem Leben...?